Wer nicht an die Zukunft denkt, der wird bald große Sorgen haben.
Konfuzius
Heute drehte sich nicht nur für die Schülerinnen und Schüler des Adolfinum alles um das Thema Zukunft: Die Sek I konnte an vorderster Front Berufsluft schnuppern, die Jahrgänge 10 bis 12 befassten sich mit unterschiedlichen Formen des Bewerbungstrainings und Teile des 13. Jahrgangs durften sich durch das Deutsch-Abitur erörtern. Und die Lehrer? Die befassten sich bei einer schulinternen Lehrerfortbildung auch mit Zukunft, und zwar der Zukunft von Schule unter dem Einfluss von KI.
Schon jetzt zeigt sich im Alltag, dass den Schülerinnen und Schülern KI-gesteuerte Programme zur Erstellung von Hausaufgaben längst nicht mehr unbekannt sind. Genau hier setzt Referentin Johanna Fleckenstein, Juniorprofessorin für Digitales Lehren und Lernen im Unterricht (Uni Hildesheim), an: Gegebene Tatsachen nicht als Problem, sondern als Lösung zu sehen, um bestenfalls früher oder später – besser früher – den KI-Effekt zu erzielen, eine möglichst nahtlose Integration von KI in unseren Alltag. Wer würde heute beispielsweise noch freiwillig auf antiquierte Straßenkarten statt auf GPS-basierte Navis mit KI-Algorithmen setzen, die uns einen schnelleren Weg durch die Rush Hour suchen?
Ach, das ist schon KI? Die dystopisch anmutende Vorstellung von Weltherrschaft übernehmenden Robotern ist zumindest noch nicht in Sichtweite, wohl aber die Bildungslandschaft annagende Vorstellung von Lernenden, die ihre Freizeitgestaltung mithilfe von Chat-GPT und Co optimieren möchten und deren Lernfortschritte dabei auf der Strecke bleiben. Ein Schelm, wer hier Böses denkt: Lauert nicht die Lehrerschaft auf ein KI-basiertes Tool, das ihnen die mühsame Arbeit des Korrigierens erleichtern kann? Um es gleich vorwegzunehmen: Da kann künstliche Intelligenz ihnen qualitativ noch nicht das Wasser reichen. Aber ihnen durchaus assistieren, denn Prof. Fleckenstein erläutert eindrücklich die Stärken von KI in sprachlichen Domänen, was sie zu einem nützlichen Hilfsmittel im Lehr- und Lernprozess machen kann. So besteht die Möglichkeit, bei exakter Aufgabenformulierung – dem sogenannten Prompting – ein individuelles Feedback für Schülerlösungen zu generieren. Eine Verzahnung von digitalen mit analogen Medien biete den größten didaktischen Mehrwert, so die Empfehlung, denn aufmerksame Beobachter haben bereits bemerkt: Es geht nicht mehr um die Zukunft. KI in Schule und Universität ist Gegenwart.
Diese Form des Arbeitens lenkt den Schwerpunkt künftig noch stärker auf Metakognition. Auswendiglernen von Fakten war gestern. Um trotzdem schülereigene Leistungen und somit deren Lernfortschritt sicherzustellen, benötigt es neue Aufgabenformate – ja vielleicht sogar ein Überdenken der Prüfungskultur. Aber denken müssen wir noch selbstständig, denn eine Maschine ist nur so gut wie ihr Benutzer, wie das Chihuahua-Muffin-Problem beweist.
Mit ihrem enthusiastischen Vortrag bricht die Juniorprofessorin eine Lanze für KI in der Bildungslandschaft, wenngleich einige Probleme noch ungelöst blieben, so z.B. die Frage des Datenschutzes oder welcher Platz kreativem literarischem Schaffen in Zukunft zuteil wird… aber Rom wurde bekanntlich auch nicht an einem (Vormit-)Tag erbaut, nicht wahr, Siri?
DUB