Charlotte Schiller (10.1) hat mit der Wettbewerbssprache Latein in der Kategorie „Solo“ am Bundeswettbewerb Fremdsprachen 2025 teilgenommen. Für die erbrachte Leistung wurde ein 1. Landespreis zuerkannt und die Jury attestierte ihr eine „herausragende Leistung“, die über das in der Schule Geforderte hinausging.
Dübner: Herzlichen Glückwunsch, du hast im Fremdsprachenwettbewerb Latein den 1. Preis auf Landesebene gewonnen!
Charlotte: Danke! Es ist nicht unbedingt der erste Preis. Ich bin nicht die Beste von allen, denn es ist ähnlich wie bei der Notenvergabe: Es gibt ja auch mehrere „Einsen“ in Klausuren. Ich habe beim Wettbewerb lediglich eine bestimmte Prozentzahl erreicht. Ich glaube, es waren über 90%…
Dübner: Aber das ist ja schon eine Menge! Letzten Donnerstag warst du bei der Preisverleihung in Hannover: Wie war es und was hast du gewonnen?
Charlotte: Es war eine sehr schöne Veranstaltung mit tollen musikalischen Beträgen und Ansprachen des Regionsbeauftragten, des Bürgermeisters und Schulleiters. Bei der anschließenden Preisverleihung habe ich eine Urkunde, einen Geldpreis und verschiedene Bücher überreicht bekommen.
Dübner: Erzähl mal, wie es dazu kam, dass du an dem Wettbewerb teilgenommen hast?
Charlotte: Das ging in der 8. Klasse los. Zu diesem Zeitpunkt war Frau Gotthardt – Hampel meine Lateinlehrerin und sie hat mich auch zur Teilnahme ermutigt. Man muss jedes Jahr ein Video auf Latein zu einem bestimmten Thema einschicken und anschließend eine Klausur schreiben. Beide Ergebnisse werden zusammen gewertet. Das Problem war: Jahrgang 8 – 10 schreibt die gleiche Klausur. Dadurch sind Achtklässler natürlich im Nachteil, weil sie mit Vokabeln und Grammatik noch nicht so weit sind. Daher habe ich in der 8. Klasse lediglich eine Teilnahmeurkunde erhalten und im Folgejahr wurde mir zumindest eine „anerkennenswerte Leistung“ (65%) zuerkannt. Dieses Jahr hat es dann geklappt.
Dübner: Das zeigt auf jeden Fall schonmal eine ganze Menge Engagement von dir. Lese ich da richtig heraus, dass Latein dir Spaß macht?
Charlotte: Ja, auf jeden Fall. Ich würde schon sagen, dass es zusammen mit Mathe mein Lieblingsfach ist.
Dübner: Wie kommt das? Viele sagen, Latein ist eher eine „tote Sprache“…
Charlotte: Ich mag an Latein, dass es so logisch und strukturiert ist. Man übersetzt einen Text und es ist ähnlich wie in Mathe entweder richtig oder falsch.
Dübner: Lernst du viel für Latein?
Charlotte: Naja, in Latein ist es bei mir so: In den ersten Jahren habe ich regelmäßig alle Vokabeln wiederholt und muss daher heute nur noch selten alte Vokabeln anschauen. Wobei ich vor dem Wettbewerb natürlich etwas mehr gemacht habe: Wir haben eine Liste mit Grammatik bekommen, die für die Prüfung vorausgesetzt wurde. Das Problem war in den letzten beiden Jahren, dass ich die Hälfte davon noch nie gehört hatte. Letztes Jahr war Frau Gotthardt – Hampel so nett, dass wir zusammen alle Themen in der Mittagspause erarbeitet haben. Ihre Lernzettel zu der Grammatik habe ich dieses Jahr wiederholt und noch ein paar weitere Übungen gemacht.
Dübner: Wie lernst du?
Charlotte: In Latein muss man im Prinzip Vokabeln und Grammatik lernen. Die Vokabeln gehe ich immer wieder durch und auch nicht nur an einem Tag, sondern über Wochen, jeden Tag ein bisschen. Und Grammatik… Also das Gute an Latein ist ja die Logik und wenn man das Konzept einmal verstanden hat, wie sich die Formen bilden und zusammenhängen, dann ist auch neue Grammatik nicht mehr schwierig zu verstehen.
Dübner: Wäre das dein Tipp für junge Schüler, die gerade Latein – oder eine andere Sprache – lernen: Jeden Tag ein bisschen?
Charlotte: Ich denke, es ist generell gut, wenn man etwas Neues lernt, dass man es jeden Tag ein wenig wiederholt und nicht am Tag vor einer Arbeit versucht, den Stoff der letzten Wochen oder Monate in den Kopf zu bekommen.
Dübner: Sogenanntes „Bulimie-Lernen“…
Charlotte: Ja genau.
Dübner: Würdest du Fünftklässlern empfehlen, Latein zu wählen?
Charlotte: Es kommt darauf an: Wer Spaß an gesprochenen Sprachen hat, sollte vielleicht eher Französisch oder Spanisch wählen. Aber wer Spaß an Mathe und Rätseln hat, für den ist Latein bestimmt toll, weil es so logisch ist.
Dübner: Möchtest du später etwas mit Latein machen?
Charlotte: Ich möchte Medizin studieren. Dafür braucht man zwar teilweise kein Latinum mehr, aber ich könnte mir vorstellen, dass man sich mit Hilfe von Latein Fachbegriffe besser erschließen und merken kann.
Dübner: Wenn du eine Zeitreise machen könntest in die Antike, wen würdest du treffen oder was würdest du dir ansehen wollen?
Charlotte: Ich würde mir gerne Rom ansehen. Die Bauwerke damals müssen beeindruckend gewesen sein. Heutzutage sieht man ja nur noch die Überreste, wie z.B. beim Collosseum. Und es wäre schon sehr interessant zu sehen, wie die Leute damals gelebt haben und das politische System mit den Senatoren funktioniert hat.
Dübner: Hast du ein bestimmtes Motto, das dich im Alltag begleitet?
Charlotte: Ich glaube, dass man alles schaffen kann, wenn man es wirklich versucht. Die Aussage „Kann ich nicht…“ finde ich schwierig, weil man rein theoretisch ja alles hinbekommen kann, wenn man sich wirklich darum bemüht. Das war irgendwie auch meine Motivation, noch ein zweites und ein drittes Mal an diesem Wettbewerb teilzunehmen.
Dübner: Stimmt! Ich sage immer „Kann nicht ist der kleine Bruder von Will nicht“, das geht in die gleiche Richtung. Letzte Frage: Was machst du außerhalb der Schule, um den Kopf freizubekommen?
Charlotte: Auf jeden Fall Sport! Ich schwimme, spiele Tennis und tanze Ballett; das ist eine schöne Abwechslung. Und auch in Klausurenphasen einfach mal abends rausgehen, mit Freunden spazieren gehen – selbst wenn es nur für eine Stunde ist.
Dübner: Charlotte, lieben Dank für das interessante Interview! Und dann hoffen wir mal, dass in zwei Jahren dein Wunsch in Erfüllung geht und im Abitur das Fach Latein angeboten wird.
Interview: DUB, Charlotte / Foto: Frau Schiller